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Verbreitungskarte aus "Das badische Nationalspiel "Zego" und die anderen in Baden und an Badens Grenze volksüblichen Kartenspiele" (Schlager, 1952). Die einzigen Orte in den in den 30er Jahren außerhalb Baden und Hohenzollern Cego gespielt wurde, waren Schramberg (1), Mariazell (2), Dunningen (3), Oberflacht (4), Neuhausen (5) und Frittlingen (6). Auf dieser Karte ist eine Ortschaft angegeben, in der Cego "mit Leidenschaft" gespielt wird. Bei dieser Ortschaft handelt es sich um Pfullingen.

Die Quelle für diese Karte ist "Der Atlas für deutsche Volkskunde". Das Material befindet sich wahrscheinlich in der Universität Frankfurt und wird von dem Deutschen Seminar der Universität betreut. Ob das Material noch dort ist, wäre zu erfragen...

CEGO und seine Geschichte

Im Schwarzwald ist die Meinung weit verbreitet, dass

Badische Soldaten "Cego" von einem Krieg aus Spanien

mitgebracht haben. Im ersten Moment scheint diese Theorie abwegig,

da es in Spanien die, für Cego typischen Karten nie gab. Die Cego-

Karten ähneln mehr den Tarock- oder Tarotkarten, die in Italien,

Frankreich und Österreich verbreitet sind.

Gerold Blümle aus Schopfheim, der sich lange Jahre auch

wissenschaftlich mit Cego beschäftigte, hat für die Entstehung des Cego-

Spiels eine plausible Erklärung. Er geht von einer Vermischung zweier sehr

unterschiedlicher Kartenspiele aus. Um die Entstehung des Spieles zu

verstehen, müssen wir zunächst einen kurzen Exkurs in die Badische

Geschichte machen:

Als Napoleon 1808 gegen Spanien kämpfte, hatte er Unterstützung vom

Badischen Großherzog, der Napoleon zwei Bataillone Soldaten für diesen

Krieg zu Verfügung stellte. Darunter waren auch Südschwarzwälder

Truppenteile, die wenige Jahre zuvor noch Vorderösterreicher

waren. Österreich verlor den Krieg 1803 bei Austerlitz gegen Napoleon. Damit ging

Vorderösterreich an Baden über, da der Großherzog von Baden ein Vasall Napoleons war.

Also: Die Südschwarzwälder als ehemaligen Vorderösterreicher, die noch

leidenschaftliche Tarockspieler waren, mussten als neue Badener mit

Napoleon gegen Spanien kämpfen. Ihre Tarock-Karten nahmen sie nach

Spanien mit. Dort lernten sie ein spanisches Kartenspiel mit Name

"L´Hombre" kennen. Ein Spiel, das sich im 18. und 19. Jahrhundert über

ganz Europa verbreitete.

Eigenart dieses Spieles war es, mit unbekannten Karten zu spielen, die

man im Laufe des Spieles vom Tisch aufnahm! Man spielte also blind. Eine

Spielform, die bislang beim Tarock unbekannt war. Auf Spanisch heißt blind

"ciego", auf Portugiesisch heißt blind "cego" . Die Schwarzwälder

versuchten nun dieses Spiel mit den Tarockkarten zu spielen. ... Und... es

hat geklappt! Sie hatten während Ihrer Kriegsgefangenschafft auf Mallorca

und Ibiza wohl ausreichend Zeit, die Regeln auf die Tarockkarten

umzumünzen, auszufeilen und zu verfeinern.

Wolfgang Mayr und Georg Sedlazek, die Autoren des "Großen Tarock-

Buches" gehen von einer ähnliche Entstehungsgeschichte aus. Allerdings

sind Sie der Meinung, dass das Spiel bereits 100 Jahre früher -beim

Spanischen Erbfolgekrieg- entstanden ist. Diese Theorie scheint ebenfalls

plausibel, allerdings sprechen überzeugende Fakten dagegen. Wäre diese

Theorie tatsächlich richtig, ist die nebenstehende Verbreitungskarte nur

sehr schwer zu erklären. Sie dokumentiert, dass um 1935 in ganz Baden

Cego gespielt wurde! Nicht nur in ehemals Vorderösterreichischen

Gebieten! Damit dürfte die Theorie von Blümle belegt sein!!

Viele weiter spannende Details sind demnächst in einer Veröffentlichung

von Gernold Blümle in der "Badischen Heimat" nachzulesen!